Mit Hothos Vorlesungsnachschrift aus dem Sommersemester 1823 liegt ein Zeugnis zu Hegels Konzeption der Philosophie der Kunst vor, das für die philosophische Auseinandersetzung um die Bedeutung der Hegelschen Ästhetik noch heute interessant ist. Die Mitschrift gibt Aufschluß über Gegenstand und Entwicklung der Philosophie der Kunst, die Hegel seinen Berliner Studenten vortrug und bis zu seinem Tod ergänzt, erweitert und umstrukturiert hat. Die Studienausgabe zu Hegels Berliner Ästhetikvorlesungen dokumentiert die einzige bekannte Nachschrift der Hegelschen Vorlesung über Ästhetik oder Philosophie der Kunst aus dem Sommersemester 1823. Der Hegelschüler und spätere Herausgeber der Hegelschen Ästhetik hat die Vorlesung knapp und klar mitgeschrieben und nachträglich mit gliedernden Randbemerkungen versehen. Will man sich heute mit Hegels Philosophie der Kunst auseinandersetzen, dann genügt die 1835 bzw. 1842 veröffentlichte Druckfassung der 'Ästhetik' nicht mehr, denn sie gibt kein zuverlässiges Bild der Hegelschen Kunstphilosophie. Daher wird es nötig, sich sowohl für das Studium als auch in der Forschung an den Vorlesungsnachschriften zu orientieren. An diesen Nachschriften wird im Gegensatz zur Druckfassung der Ästhetik die Aktualität der Hegelschen Gedanken erkennbar, die man seiner Philosophie der Kunst auf der Basis der bisher bekannten Textfassung zu Unrecht zuerkannt oder aberkannt hat. Die Nachschrift enthält einen Grundriß der 'Ästhetik' oder Philosophie der Kunst, der die für Hegel charakteristische Bestimmung der Kunst aus ihrer geistes- bzw. kulturgeschichtlichen Funktion erkennen läßt. Die Orientierung der philosophischen Strukturierung an der Realität der Künste und die dadurch gewonnene rational rekonstruierte Verknüpfung der philosophischen mit der historischen Betrachtung der Kunst in einen phänomenologischen Ansatz unterscheidet die Vorlesungen von der späteren, dialektisch durchkonstruierten Druckfassung der Ästhetik.
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