Wenn es keine letzten sinnbestimmungen mehr gibt, dann stellt sich die frage, warum be-stimmte bedeutungen, ordnungsvorstellungen und ihnen entsprechende praktiken dennoch scheinbar selbstverständlich gelten. Eine begründung, die auf rationaler basis das vernünftige vom unvernünftigen, das sinnvolle vom sinnlosen, das wahre vom unwahren trennt, ist dann kaum noch vorstellbar, wenn die kriterien für eine abgrenzung selbst umstritten bleiben. Ob sich selbstverständlich erscheinende bedeutungsregime durchsetzen, wird letztlich zu einer machtfrage. Dabei bleiben dominante oder hegemoniale sinnordnungen weiterhin um-stritten: sie müssen ihre akzeptanz und bindungskraft gegen konkurrierende perspektiven immer wieder neu hervorbringen und verteidigen. Dies mag einerseits durch die abgrenzung gegenüber dem als unvernünftig oder sinnlos etikettierten geschehen; andererseits wird es aber auch darauf ankommen, für die eigene vernünftigkeit zu werben.
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