Einige allgemeine Bemerkungen zur Betrachtung der Bilder vorauszuschicken, dürfte ganz angebracht sein. Die sagittalen Auf nahmen sind fast sämtlich in Rückenlage gemacht. Die Reproduk tionen sind in Lichtdruck angefertigt. Beim Studium derselben hat man sich also vorzustellen, daß man den betreffenden Körperteil von hinten betrachtet. Retouche ist nur in wenigen Fällen zur Verdeckung von Plattenfehlern, niemals an den pathologisch ver änderten Stellen angewandt worden. Soweit sonst die Lagerung bei den Aufnahmen nicht besonders angegeben ist, ergibt sie sich ohne weiteres aus der Betrachtung des Bildes, wenn man daran denkt, daß die der Platte näher liegenden Teile infolge der Zentral projektion eine geringere Vergrößerung und schärfere Umrisse zeigen, als die entfernteren. Ganz allgemein empfehlen wir, wenn irgend möglich, Blendenaufnahmen und stereosl0pische Bilder anzufertigen und bei Untersuchung der Extremitäten stets eine Kontrollaufnahme der normalen anderen Seite unter Völlig gleichen Aufnahmebeding ungen hinzuzufügen. Man wird dadurch häufig nicht nur vor sehr unliebsamen diagnostischen Irrtümern bewahrt bleiben und kleine Formveränderungen, die auch auf der normal funktionierenden Seite vorhanden sind, nicht unschuldigerweise anklagen, sondern auch feinere Veränderungen, z. B. In der Struktur und Dichtigkeit erst beim Vergleich beider Bilder entdecken. Bei Rumpfaufnahmen oder doppelseitigen Erkrankungen kann man sich nötigenfalls eine Kontrollaufnahme von einem gleichalterigen Individuum verschaffen. Da wir solche Kontrollaufnahmen besonders für weniger Geübte stets für nötig halten, haben wir im Interesse der Raumersparnis die Gegenüberstellung solcher Bilder unterlassen. Kompliziertere Bilder, besonders solche der Wirbelsäule, er fordern eine ganz systematische Art der Betrachtung, wenn feinere Veränderungen nicht der Feststellung entgehen sollen, sowie eine größere Zahl von Aufnahmen bei verschiedener Röhrenstellung,speziell solche mit schräger Richtung der Röntgenstrahlen, worüber das Nähere in den Spezialarbeiten und den Lehrbüchern der Röntgen technik nachzulesen ist. Bei allen Aufnahmen ist es ferner empfehlens wert, sich unter Berücksichtigung der bekannten pathologisch-ana tomischen Verhältnisse klar zu machen, was man überhaupt sichtbar zu machen erwarten kann. Das ganze Verfahren beruht auf der verschiedenen Durchlässigkeit der einzelnen Gewebe für die Röntgen strahlen, also gewissermaßen auf Dichtigkeitsunterschieden. Abge sehen von gröberen Pormveränderungen sind also diejenigen patho logischen Prozesse röntgographisch darstellbar, welche die Dichtigkeit der Gewebe vermehren oder verringern. Diese Erwägung wird uns vor allen Dingen bei der Untersuchung tuberkulöser Prozesse davor schützen, unsere Ansprüche an das Röntgenbild resp. — verfahren zu übertreiben, da gerade im Knochen ausgedehnte tuberkulöse Prozesse ohne Veränderung der Dichte vor sich gehen können. Ein voll ständiges Literaturverzeichnis bis zum Jahre 1903 findet sich in der 2. Auflage des Lehrbuches von Gocht, auf welches wir hiermit verweisen.
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