In der älteren Tradition wird Heraklit zu den Naturphilosophen gezählt, doch sein Denken grenzt sich vom reinen Ansammeln von Wissensmaterial und den kosmologischen Spekulationen der ionischen Naturphilosophen ab. Heraklit distanziert sich vom allgemein erfahrbaren Wissen und geht mit Hilfe der konsequenten Rückkehr zu sich selber der Erkenntnissuche nach.Die anhand einer Reihe ausgewählter Fragmente durchgeführte Untersuchung erbringt neu den Nachweis, wie Heraklit eine klare Pädagogik vorschreibt, die in manchen Aspekten spätere philosophische Denkformen vorausnimmt. Im Rahmen seiner Paideia gibt er Anweisungen zur Lebenseinstellung und zum ethischen Verhalten, welche angehende Schüler befähigen sollen, nach dem Logos zu suchen. Bei dieser Suche nach dem Logos in der eigenen Psyche begegnet er dem Logos der Welt. Heraklits Wirklichkeitsvorstellung entsteht aus der Wende nach innen, aufgrund derer eine nicht inhaltlich neue Kosmologie sondern ein von einer veränderten Perspektive her betrachteter Kosmos sichtbar wird.Die so verstandene Weisheitssuche bildetet in der griechischen Gedankenwelt ein Novum: denn erst Heraklit formte die Auffassung von Philosophie als systematische Suche, welche mit der Rückwendung auf sich selber zur Erkenntnis der kosmischen Wirklichkeit gelangt.
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