Der zweite Briefband der Troeltsch KGA bietet die Korrespondenz der Jahre 1894 bis Dezember 1904. In 194 Briefen, Postkarten und Telegrammen Troeltschs und 103 Schreiben an Troeltsch wird nicht nur die damals außergewöhnliche Produktivität des jungen Heidelberger Ordinarius für Systematische Theologie sichtbar, sondern auch die große Entschiedenheit erkennbar, mit der Troeltsch sich eine eigene Theorie der „modernen Welt“ erarbeitete. Zugleich erlauben die Briefe spannende Einblicke in das kulturprotestantische und reformjüdische Heidelberger Gelehrtenmilieu um 1900. Persönliche Krisen, etwa das Scheitern einer Verlobung, verstärken Troeltschs Sensibilität für die elementaren Widersprüche in der Gesellschaft des Kaiserreichs. Vielfältige Kontakte mit prominenten katholischen „Modernisten“, speziell die Begegnung mit dem einflussreichen Laientheologen Friedrich von Hügel bestärken Troeltsch darin, dass ein wahrhaft modernes Christentum über- oder postkonfessionell ökumenisch, offen für die Vielfalt individueller Gotteserfahrung sein müsse. Berichte von der im Spätsommer 1904 gemeinsam mit Max und Marianne Weber unternommenen USA-Reise zeigen Troeltsch als hellwachen Beobachter ganz anderer gesellschaftlicher Verhältnisse und religionskultureller Mentalitäten.
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