„Der Briefeschreiber ist der Abgeschiedene per se", meinte Adorno. Spezifischere Bedeutung erhält diese Aussage, wenn der Schreibende ein Sterbender ist und die Botschaft eine letzte an die Nachwelt - ein Abschiedsbrief. Die vorliegende Studie analysiert erstmals Konventionen, Funktionen und Rezeptionsweisen von Abschiedsbriefen im 18. Jahrhundert. Anhand einer Reihe von Fallstudien fiktionaler wie nichtfiktionaler Texte aus deutschen, englischen und französischen Publikationen wird gezeigt, dass zwei Trends den Umgang mit letzten Botschaften beherrschten: Autoren nutzten Abschiedsbriefe, um das eigene Sterben zeitgenössischen Idealen eines ,guten Todes´; anzunähern. Derart exemplarische Briefe dienten der Erbauung, Erziehung und Tröstung der Leser. Im Gegensatz dazu fanden vor allem Selbstmörder und Frauen in Abschiedsschreiben ein geeignetes Medium, frei und in bewusst nonkonformistischer Weise zu kommunizieren.
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