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Die römische Philosophie kennt kaum einen originelleren Dichter als Lukrez (um 97-55 v. Chr.), der zu den großen Vermittlern und Weiterdenkern griechischen Gedankenguts zählt. Ausgehend von den Lehren Epikurs, entwarf er in seinem Buch "Von der Natur" eine Philosophie, in deren Mittelpunkt die Theorie der Atome steht. Aus ihren Bewegungen leitete er nicht nur die Feinstruktur der Materie, sondern auch den Aufbau des Universums und die Formen der Seele, des Geistes und der Wahrnehmung ab. Es ist ein streng materialistisches System, in dem für die Götter kein Platz mehr ist - die Welt wird von den Naturgesetzen regiert. Lukrez, der sich in scharfer Polemik gegen alle Religion wandte, sah im Glauben an strafende Götter den Hauptgrund der Todesangst, die er für alles Unglück und alle Schlechtigkeit der Menschen verantwortlich machte. Auch in sprachlicher Hinsicht gehört das Buch "Von der Natur" zu den eigenwilligsten und genialsten Leistungen der römischen Literatur. Geleitwort von Albert Einstein (1924). Mit Einführung und Erläuterungen von Ernst Günther Schmidt.
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