Mit Preußen als Kulturstaat“ setzt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften die Neue Folge der einst von Gustav Schmoller begründeten Acta Borussica fort. Die auf mehr als zehn Bände projektierte zweite Reihe rückt dabei mit der Kulturstaatsproblematik einen zentralen, bisher von der Geschichtswissenschaft vernachlässigten Aspekt der preußischen Geschichte in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses. In einer Kombination von mehrbändigen Auswahleditionen und thematischen Forschungsmonographien wird das Verhältnis von Staatsbildung, Kultur und Gesellschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert dokumentiert und analysiert. In Vertiefung der bislang vorgelegten vier Bände zum preußischen Kultusministerium, die sich der Entwicklung dieser preußischen Zentralbehörde und seines höheren Personals sowie seinen fünf großen kulturpolitischen Wirkungsfeldern widmeten, enthält dieser Band acht Studien, in denen die Wechselwirkung von kulturstaatlichem Handeln und bürgergesellschaftlichen Engagement an exemplarischen, bislang nicht erforschten Prozessen, Ereignissen oder Konflikten aus der Kulturpolitik Preußens im 19. und 20. Jahrhundert analysiert wird. Dabei stehen sowohl ganz Preußen betreffende Entwicklungen als auch stark regional wirkende Prozesse im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Studien basieren auf Quellen aus dem Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem, dem Landeshauptarchiv Koblenz sowie dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln. Sie vereint die Frage nach dem Verhältnis von gesellschaftlicher Nachfrage bzw. Interessenartikulation und staatlichem Verwaltungshandeln im kulturellen Bereich. Die ausgewählten Themen spannen einen insgesamt weiten inhaltlichen und zeitlichen Bogen: das Entstehen früher Kunstvereine und Kunstmuseen in einzelnen preußischen Provinzen, das Wirken der Preußischen Hauptbibelgesellschaft“ und des Hauptvereins für christliche Erbauungsschriften in den preußischen Staaten“ und die Demagogenverfolgung im Kultusministerium aus den frühen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts; die Katholische Abteilung des Kultusministeriums in den mittleren Jahrzehnten; die Gründung der Königlichen Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung (1901) als Beispiel für Gesundheitsvorsorge sowie Umweltpolitik und schließlich für den großen Sektor der Bildung die Einrichtung volkstümlicher Hochschulkurse in der späten Kaiserzeit, die schließlich bis 1933 geführte Kontorverse um staatsbürgerliche Bildung und Erziehung sowie der Vergleich von zwei zwischen 1910 und 1929 in Preußen unternommenen Schulversuchen zur Einführung der Sütterlin-Schrift bzw. des Schulfunks.
{{comment.content}}