Es wird ewig ein unlösbares Problem bleiben, das Alter der Heilwissenschaft zu bestimmen. Wir wissen, dass Tausende von Jahren vor uns schon Völker beide Hemisphären belebten, deren Hinterlassenschaft wir besonders in neuerer Zeit, wo Naturwissenschaft und Alterthumsforschung sich nicht mehr mit flüchtigem Tasten und Vermuthen begnügen, sondern die gewaltigen Hebel, die ihnen die Physik, Chemie, Ethnographie und Philologie zur Verfügung gestellt hat, mit weiser Hand benutzen, mit dem tiefsten Staunen betrachten. Mag sie uns hier aus dem Porphyrsarge eines ägyptisclien Königsgrabes, dort aus den gigantischen Ruinen von Delhi oder Anahuac, da endlich, seine Leiden und Freuden erschliessend, aus vergilbten, beschriebenen Palmenwedeln entgegenblicken, allüberall ahnen und wissen wir, dass die so tief in das Körperliche und Geistige des Menschen eingreifende Heilwissenschaft ihnen nicht fremd war, nicht fremd gewesen sein konnte und ebendesshalb würden wir, wenn uns eine indische Veta uralte Mystersien und Gebrauche von der Vorzeit des Rigveda erschlösse, nicht berechtigt sein: sie als Basis der Entstehung zu begrüssen, denn Niemand kann wissen, ob sie nicht abermals auf Traditionen fusst, die Jahrtausende vor ihm lagen.Eine Geschichte der Heilwissenschaft aber können wir uns immerhin formen, wenn wir jene Bruchsteine als Sockel des Gebäudes benutzen, welche aus den Abendländern Aegypter und Araber und zum Theil vor ihnen oder zugleich mit ihnen Griechen und Römer in roher Form herbeiführten.
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