Wem heutzutage in den Naturwissenschafteri nach gewissenhafter und inetliodischer Untersuchung die Lösung eines Problems gelingt, der kann sicher sein dass man ihm seine Entdeckung, wie sehr sie auch dem bisher bekannten oder angenommenen widerstreiteu mag, nicht um deswillen verwirft oder bestreitet, soudern vor der lland wenigstens so lange gelten lässt bis eine gleich gewissenhafte und vorurtheilslose Prüfung auf dem vou ihm gewieseuen Wege angestellt ist und iiher die von ihm behauptete Thatsache entschieden hat. Nicht so steht es in der Philologie llier sind solche einfache Grundsätze wissenschaftlicher Forschung nnd Methode so wenig allgemein begrillen und geliiulig dass die Wissenschaft, die sich sonst so gerne fiir die lllutter oder doch die Amme der iibrigen ausgibt, darnach fast noch in den Anfangen zu stehen scheint. Einen Priifsteiu hieftir geben Lachmanus Untersuchungen iiber die Nibelungen sowohl als die llias, deren Resultate man zu bestreiten Fliegt, ehe man sie auch nur einmal unbefangen hingeuouunen und aufgefasst hat. Und doch ist dies die erste Forderung, der sich niemand entziehen kann und der jeder, dem es mn die Sache, nicht um die eigne Kleinung oder Neigung zu thun ist, einmal tiaclikommen muss, weil jeder liiugnende in Gefahr gerät eine Thatsache in Abrede zu stellen, und weil ohne das auch keine Widerleguug möglich ist. llenn einverstanden ist man darin dass bei der ungleichen innern Beschalleiilieit jener Gedichte, und ähnlicher, und bei der Art ihrer Ueberlieferung es einzig auf die Kritik der Denkuiäler selbst ankommt, will man iiber die Geschichte ihrer Entstehung ins reine kommen. lllannigfache Wider spräche, Unebenheiten und Verschiedenheiten in Stil und Darstellung fiihren schon auf die Annahme verschiedener Verfasser innerhalb der Gedichte, wie denn heutzutage wohl niemand mehr sie nicht als interpoliert betrachtet und selbst die eifrigsten Verfechter der Einheit den) Einen llomer die wdrtliche Benutzung älterer Lieder zuschreiben, ohne freilich an eine Rechtfertigung dieser Behauptung zu denken, indem sie die Art und Weise der Benutzung durch den Einen Dichter nachweisen.
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