Seitdem dies Buch zuerst erschienen ist, hat sich die Aufmerksamkeit des Publikums unserer Künstlerin zugewendet. Es gilt nicht mehr, was damals gesagt wurde, daß sie außerhalb des deutschen Nordwesten so gut wie unbekannt sei. Sie wurde gesehen und - mehr noch - gelesen. Die rasche Verbreitung ihrer Aufzeichnungen, ihrer Briefe und Tagebuchblätter, bewies lebhaften Anteil an ihrer Persönlichkeit. Und doch haben ihre Freunde Ursache, sich zu fragen, ob diese Art des Erfolges durchaus erwünscht sei. Denn es besteht zumal in Deutschland die Gefahr, daß der literarische Erfolg den des Künstlers nicht nur beflügele, sondern unter seine Fittiche nehme. Schon ist einer unserer besten Kunstschriftsteller geneigt, ihr Menschentum, wie es sich in ihren Bekenntnissen ausspricht, über ihr Künstlertum zu stellen. So war es indessen nicht gemeint. Dies wäre die letzte Ungerechtigkeit, die der im Leben Verkannten nach ihrem frühen Tode noch zuteil würde. Denn Paula Modersohn wünschte nicht in ihren Briefen zu wirken, sondern in ihrer Malerei. Und ihre Manen haben ein Anrecht darauf, diesen Wunsch erfüllt zu sehen.
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