Vorwort Die ehrende Aufforderung der Verlagshandlung, für die Sammlung Berühmte Musiker eine Biographie Franz Schuberts zu schreiben, erfüllte mich zwar mit lebhafter Freude, zugleich aber mit einiger Besorgniss. Aus sieben Büchern ein achtes machen, d. h. lediglich aus der vorhandenen einschlägigen Literatur etwas kompiliren, was einem Buche ähnlich sah, konnte mir nicht als erstrebenswerthes Ziel erscheinen. Von einer Nachlese an Berichten über Persönliches war nicht viel zu erwarten. Was mir dennoch aufzustöbern gelang, lasse ich gern als freundliche Schickung des Finderglücks gelten. Musste ich mich in dieser Richtung also nothgedrungen an das mehr oder minder Bekannte halten, so bot sich durch die erst vor Kurzem zum Äbschlusse gelangte Monumentalausgabe sämmtlicher Werke des grossen Wiener Meisters - ein ungeheures, fast unbebautes Feld der Thätigkeit ist diese Ausgabe doch das gewaltige, authentische Dokument, aus dem man wirklich Neues, Merkwürdiges über das erstaunlich reiche lnnenleben, das kühlen, Denken und Schaffen, das Ringen und Werden des genialen Mannes erfahren konnte. Dass ich als Erster in die Lage kam, dieses Dokument einer Lebensbeschreibung zu Grunde legen zu können, betrachte ich als einen besonders günstigen Umstand. Das daraus entspringende Verdienstliche fällt zum grössten Theile auf die Veranstalter jener Ausgabe, auf die Revisoren, namentlich aber auf die Verfasser der unschätzbares Material enthaltenden Revisionsberichte zurück. Wenn nun gerade durch diese Art der stoffbehandlung das Gesammtbild unseres Meisters der bisher üblichen Auffassung gegenüber wesentlich anders, um gar Vieles ernster, strenger ausliel, so ist dadurch nur ein alter lrrthum berichtigt, ein eingewurzeltes Unrecht getilgt worden.
{{comment.content}}