Unter den Erkenntnissen übertrifft nadi Äristoteles diejenige, welche er ,, Weisheit nennt, alle anderen an Wert und Würde; ja, bei ihren Betrachtungen ver weilend, sollen wir nach ihm der höchsten Glüdzseligkeit, deren der Mensch überhaupt fähig ist, teilhaft sein. Älle Berichterstatter sind hierin einig; aber wenn sie dann zur Darlegung der aristotelischen Weisheitslehre schreiten, so bieten sie uns etwas, was so unharmoniscli und so voll von greifbaren Absurditäten ist, dass keiner sidi anders als abgestossen fühlen kann.Muss nun schon dieses Misstrauen erwecken, so noch mehr die ganze Weise ihres Verfahrens bei der Ermittelung der aristotelischen Lehrmeinungen. Wenn sie bei ihrer Forschung auf sätze stos3en, die aufs aussälligste einander zu widersprechen scheinen, so nehmen sie ohne weiteres an, dass hier wirklich Unvereinbares gelehrt werde, und fragen daraufhin nur nocli, ob man sich bei der Darstellung mehr an diese oder jene Behauptung zu halten habe. Und doch liegt hier die Vermutung nahe, jene stellen möchten sich auch in einem anderen Sinne deuten lassen, der die eine mit der anderen in Einklang bringt, wo dann das, was dem Verständnis eine Schwierigkeit zu bereiten sdiien, ihm vielmehr zur Erleiditerung dient. Denn die Notwendigkeit, sdieinbar entgegengesetzten Äussprüchen gleichzeitig gereclit zu werden, dient als ein widitiger Anhalt für die Interpretation der einzelnen.
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