Die Schrift, die ich hier veröffentliche, will der Gesamtausgabe von Kants Werken, deren Abschluß sie bildet, als Erläuterungs-und Ergänzungsband dienen: sie wendet sich demnach nicht an solche Leser, die mit Kant und seiner Lehre schon in irgendeinem Sinne fertig zu sein glauben, sondern sie rechnet auf Leser, die noch mitten im Studium von Kants Werken stehen. Ihnen möchte sie einen Weg weisen, der von der Peripherie des kritischen Systems zu seinem Mittelpunkt, von der Mannigfaltigkeit der Einzelfragen zu einem freien und umfassenden Überblick über das Ganze des Kantischen Denkens führt. Demgemäß war sie von Anfang an bestrebt, sich nicht in die Fülle der Sonder-probleme, die Kants Lehre allenthalben darbietet, zu verlieren, sondern in energischer Konzentration nur den Grundriß des Systems und die großen und entscheidenden Hauptlinien des Kantischen Gedankenbaus herauszuheben. Der Wert der Detail-arbeit, die von der Kant-Philologie der letzten Jahrzehnte geleistet worden ist, soll nicht unterschätzt werden: und die Ergebnisse, zu denen sie im geschichtlichen und systematischen Sinne geführt hat, mußten natürlich auch in der hier vorliegenden Darstellung genaue Berücksichtigung finden. Dennoch scheint mir, als habe diese Richtung der Detailforschung die lebendige An-schauung von dem, was Kants Philosophie als Einheit und als Ganzes bedeutet, häufig eher gehemmt als gefördert.
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