----- Das Erkenntnisproblem
Der Entschlufβ, die geschichtliche Darstellung des Erkenntnisproblems über den Kreis des Kantischen Systems hinaus zu erweitern, ist mir nicht unmittelbar aus geschichtlichen Interessen und Studien erwachsen. Vielmehr waren es die Beschäftigung mit den systematischen Problemen der modernen Erkenntniskritik, durch die ich zuerst auf den Zusammenhang hingewiesen wurde, der zwischen der Philosophie unserer Zeit und den nachkantischen Systemen besteht. Diese Systeme mögen uns ihrem Inhalt nach noch so überholt und veraltet, ihre Lösungen mögen uns noch so fragwürdig erscheinen: so sind doch ihre Probleme für uns keineswegs erledigt. In den methodischen Kämpfen der Erkenntnistheorie der Gegenwart sehen wir uns immer bestimmter wieder vor die Grundfragen geführt, vor denen schon die ersten Schüler und die ersten Nachfolger Kants gestanden haben. So ist nicht nur im Laufe der Zeiten neben die Neu-Kantische Bewegung eine Neu-Fichtesche, NeuHegelsche, Neu-Friessche Bewegung getreten: sondern auch dort, wo diese unmittelbare geschichtliche Anknüpfung an die Systeme der Vergangenheit eher vermieden als gesucht wurde, trat der sachliche Zusammenhang mit ihnen allmählich immer deutlicher zu Tage. Manche Probleme, die noch heute im Mittelpunkte der erkenntnistheoretischen Kämpfe der Gegenwart stehen, haben seit denTagen der Nachkantischen Spekulation nicht sowohl ihren wesentlichen Cehalt, als vielmehr ihren Ausdruck gewechselt. Die Erkenntnis dieser geschichtlichen Kontinuität bildet auch für die systematische Fassung und die systematische Lösung dieser Fragen ein wichtiges Moment.In diesem Sinne verfolgen auch die Betrachtungen des folgenden Bandes - wie die der beiden vorhergehenden Bände - ein zugleich historisches und systematisches Ziel.
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