Der Brief aus dem Feld ift Bringer unge= zählter Schickfale geworden. Mag er auch um Wodien und Monate zurückdatiert fein, fo trägt er dodi den Stempel des Erlebten, ift irgendwie Ausdruck des großen Gefchehens, Gefchichte in anfcfaaulichfter Form. Selbft wenn die Menfchen, die (ie gefchrieben haben, uns unbekannt find, — der Reiz ihrer Schilderungen ift darum nicht ge= ringer. Im Gegenteil. Je enger der Kreis ift, an den fich der Schreiber wendet, um fo mehr er= greift das Schickfal, das in Worte gepreßt ift, gerade als Ausdruck des Perfonlichften.Aus allen Briefen, die die vorliegende Samm= lung vereint, fpricht der Geift des althebräifchen Gebetes, in dem der fromme Jude Gott preift, daß er ihn diefe Zeit habe erleben laffen. Es find Zeugniffe von Helden, die in einem heiligen Kampf flehen.Maßgebend für die Aufnahme war das aus= gefprochene Verhältnis des Schreibers zum Juden= tum, gleichviel welcher Richtung er angehört. So wurden die ungelenken Zeilen des Kleinfladtjuden ebenfowenig verfchmäht wie die Aufzeichnungen des Intellektuellen. Der Vertreter des liberalen Judentums kam genau fo zu Wort wie der Än= hänger der überlieferten Lehre.
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